Rückblick KW38-2017 - Sprachlos

Vorgestern stand hier noch ein längerer Text zur Bundestagswahl. Über den Einzug der AfD in den Bundestag. Über Martin Schulz und seinen Auftritt in der Berliner Runde nach der Wahl, über Christian Lindner, der durchaus auch mal Recht haben kann und noch dies und das. Der Text ging durch unglückliche Umstände gestern Abend verloren. Autosave, Internet und so. Heute hat sich mein Stimmungsbild ein wenig gewandelt und es richtet sich gegen die 87 Prozent, die nicht AfD gewählt haben. 

Ja. Es ist gut, dass ihr noch Verstand habt. Es ist gut, dass ihr nicht auf die Hetzer reinfallt. Es ist gut, dass ihr entsetzt seid, denn vielleicht tut ihr dann auch mal was, damit es nicht noch mehr als 13 Prozent werden. Euch nun Tage aufzuführen, als ob ihr die Gutmenschen und ihr besser seid als die, führt wohl zu keiner Lösung. Geht raus, werdet aktiv. Macht mal selber Politik oder helft einfach nur den Leuten, denen es nicht so gut geht wie euch (auch wenn das nicht immer die AfD-Wähler sind).

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Noch einen Tag später. Guter Text zu Münster von Martyn (Da unter dem Bild. Im Web erkennt man nicht gut, dass es sich nicht um meinen Text handelt). Münster hat das schlechteste AfD-Ergebnis hervorgebracht, was natürlich heftigst gefeiert wird (in der FAZ mit einigen Hintergrundinfos).

Münster ist nicht nur die Stadt mit den meisten Fahrrädern pro Einwohner und dem beliebtesten aller TV-Tatort-Teams - nein, nach dem vergangenen Sonntag ist Münster offiziell auch der Wahlkreis mit dem geringsten Prozentsatz auf dem Konto der AfD. Während die Außenwelt nun die Westfälische Metropole als Gallisches Dorf auf Bundesebene stilisiert, üben sich ihre Bewohner im kollektiven Schulterklopfen. Doch auch wenn man Angesichts dieses Wahlergebnis objektiv betrachtet ein wenig aufatmen kann - da anscheinend auf der anderen Seite des Hausflures kein rechtsoffener AfD-Wähler sein Quartier bezogen hat - dürfen wir nicht vergessen, dass auch in Münster nicht alles korrekt zur Sache geht. Denn in der urbanen Wohlfühlblase sind soziale Ungerechtigkeit und elitäre Ausgrenzungserscheinungen ebenfalls an der Tagesordnung. Am gesetzten Kreuz alleine erkennt man nämlich noch nicht des Pudels Kern und so treiben im großen Becken der Mitte der Gesellschaft aller Hand liberaler Menschenfeinde und erzkonservativer Ewiggestrige ihr Unwesen. Auch eine Stadt wie Münster kann es sich deswegen nicht erlauben, wieder entspannt in den Alltag überzugehen. Der massive Wahlerfolg einer rechten Partei auf Bundesebene öffnet die gesellschaftliche Bühne für Ressentiments gegenüber Minderheiten und Andersdenkender. Die Geschichte ist ein Loop und 1930 ist noch keine 100 Jahre her - um das kollektive Gedächtnis scheint es schlecht bestellt zu sein... Diese Scheiße geht uns alle etwas an. Deswegen haltet zusammen, unterstützt die Schwachen und Stimmlosen und lasst euch nicht von Angst und Ohnmacht übermannen.

222 Likes, 11 Comments - M A R T Y N (@violentvibes) on Instagram: "Münster ist nicht nur die Stadt mit den meisten Fahrrädern pro Einwohner und dem beliebtesten aller..."

Fußball

Nun der Teil, der nicht verloren ging.

Zum ersten Mal seit Jahren schwelt in Fußballdeutschland die Hoffnung, dass es so etwas wie eine spannende Meisterschaft geben könnte. Vorneweg marschiert der BVB dermaßen eindrucksvoll, dass die Bayern sich wünschten, Pep Guardiola wäre noch ein bisschen länger geblieben. Doch zwischen dem BVB und den Bayern sitzt schon der potenzielle nächste Bayern-Trainer mit Julian Nagelsmann und den Hoffenheimer auf Platz 2. Chapeau. Auch wenn erst sechs Spieltage rum sind, könnte doch da was gehen.

In Leverkusen feiert man derweil auch, denn Lucas Alario darf endlich spielen. Und wie. Beim 3:0 gegen den HSV erzielt er ein Tor und bereitet ein weiteres vor. Und dies so kaltschnäuzig und überlegt, dass man sich fragt, ob jemals so ein guter Allrounder in Leverkusens Sturm gespielt hat. Unter der Woche verlor man ja noch in Berlin, aber davon war nichts mehr zu spüren, was natürlich auch am Gegner lag. Der HSV zunächst stabil, dann auseinander-bröckelnd und an Relegationsjahre erinnernd. Egal. Was zählt sind drei Punkte und ein sichtbares Potenzial hervorgelockt durch einen Trainer, der anscheinend auch etwas auf dem Kasten hat. 

Laufen

Bei mir eher so mehhh! aber dazu woanders mehr. Am Wochenende war Berlin Marathon, was insofern spannend war, weil der Weltrekord angegangen werden sollte, was aber am Ende nicht geklappt hat. In dem Zuge sind auch ein paar spannende Dokus zum Sub2h-Weltrekord-Versuch unter Laborbedingungen aufgetaucht. Unter anderem von National Geographic.

SPOILER: Das hat auch nicht geklappt.

Serien

Ich hab letzte Woche, weil Lesen nicht gut möglich war, ein paar Folgen Mad Men geschaut. Woaaah. Immer noch großartig. Speziell wenn man ältere Folgen jetzt in den Gesamtkontext einordnen kann. 

Die neue Star Trek-Serie Discovery ging los. Hier eine fast spoilerfreie Kritik von Moritz Meyer. Mir ist das noch zu clean, die Visual Effects sind zu anstrengend und mir fehlt noch der Alltag der TNG-Enterprise oder von Deep Space Nine. 

Bild oben

Regal für meinen Objektiv-Fuhrpark gebaut und angebracht.

Ende

Da fast schon die halbe Woche um ist, mache ich hier mal Feierabend. Selten so gequält für einen Beitrag. 

 

Rückblick KW36-2017 - Ein Plädoyer für den Antitraditionalismus

Letzte Woche fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war kurz nach 8, ich hatte die Schuhe geschnürt, mir die Mütze zum Laufen aufgesetzt und öffnete die Tür - dort empfing mich eine düstere Abendstimmung, mit Wind, Nieselregen und fast kompletter Dunkelheit. Also die Stirnlampe rausgesucht und losgeflitzt. Seit dem habe ich mich merkwürdig dem Wetter angepasst, als ob der Sommer nicht existiert hätte. Ich fühle mich saft- und kraftlos, ich bin einfach müde und irgendwie mies drauf. Der Herbst ist da. Hurra. 

Ich weiß, dass diese Phasen weggehen, wenn ich Arbeit habe, ein Ziel habe, wenn ich mehr schlafe, aber manchmal ist es schwer. Speziell, wenn man weiß, dass der ganze Winter einem noch bevorsteht. Uff.

Über den See hinweggleiten

Mit ein Grund für meine etwas schlechtere Stimmung, ist auch das Laufen. Ohne übertreiben zu wollen (und ich lache still in mich hinein), befinde ich mich gerade in der Laufform meines Lebens. Mit 40. Ich. Man muss dazu sagen, dass ich in der Zeit, wo man sportlich durchaus etwas hätte reißen können, keine Zeit oder wenig Motivation oder schlichtweg den "falschen" Sport betrieben habe. Jetzt bin ich ja eigentlich zu alt, aber es geht doch noch erstaunlich viel. Ich hatte schon immer ein gewissen Talent fürs Laufen, aber ich habe nie länger als drei Monate am Stück ausgehalten. Ich war in keinem Verein, ich habe nie systematisch trainiert. Das ist seit diesem Jahr anders. Und inzwischen laufe ich so schnell im Training, wie früher im Wettkampf. Das ist großartig.

Es gab da diese Woche diesen einen magischen Moment, den man ab und an in seinem Sport hat. Oder vielleicht nur beim Laufen. Wahrscheinlich ist er einfach unterschiedlich von Sport zu Sport. Auf jeden Fall war es ebenfalls abends, es war halbdunkel und es nieselte. Die Straße war frisch geteert und ein dünner Film Wasser hatte sich darauf gebildet. Ich lief im ominösen Flow, schnell, ohne Mühe, fast schwerelos und im Halbdunkel spiegelten sich nun Himmel und Bäume auf dem Wasserfilm und es war als ob über einen See hinweggleiten würde. Magisch.

Freitag übertrieb ich es dann jedoch mit dem Training. Zwei Einheiten. Eine Intervalleinheit auf der Bahn morgens, eine weitere schnelle Einheit abends und bumm schmerzen nun diverse Sehnen im Hüftbereich. Pause. Und das nach all der Magie. Fuck.

Instagram-Stories

Übrigens bin ich sehr aktiv bei den Instagram-Stories. Nach dem es sich mir lange Zeit nicht erschloss, macht gerade die Tatsache, dass die Bilder und Geschichten in 24 Stunden weg sind, Freude. Speziell das Unperfekte verschwindet so wieder. Die guten Stories kann man ja auch ganz normal weiter bei Instagram in den Fotostream posten. Für immer. 

EIn weiterer Grund für schlechte Laune..

..könnte Fußball sein, aber das Leverkusen-Spiel sah ich nicht. Stattdessen erfreute ich mich am Hoffenheim-Spiel gegen die Bayern. Ich freute für Nagelsmann, für den noch jungen Hopp-Verein, ich freute mich darüber, dass ein Balljunge mit dafür verantwortlich war, dass den Bayern ihre eigene Pomadigkeit der letzten Wochen zum Verhängnis wurde. Schön. Auch über Timo Werner im Leipziger Spiel freute ich mich. Was ein Antritt im Match gegen den HSV. Was ein Tor.

Für den Antitraditionalismus

Im Anschluss fragte ich mich, wo meine Sympathie für diese Anti-Traditionsvereine herrührt. Liegt es daran, dass alle die doof finden? Einen Kontrapunkt setzen? Oder ist es, dass man als Fan tatsächlich Teil einer noch jungen Erfolgsgeschichte werden kann. Während in Gladbach Opa noch von den Meisterschalen in den 70ern erzählt, könnte man als Leipzig-Fan hautnah dabei sein, wie man vielleicht früher oder später die erste Meisterschaft holt. Als Fan doch äußerst attraktiv. Und fragt in 30 Jahren noch jemand, wie es Leipzig in die Bundesliga geschafft hat? Hier und da vielleicht. Macht man bei Leverkusen ja auch ab und an, aber trotzdem. Teil der Geschichte zu werden, Teil von etwas neuem Großen zu werden, könnte sicherlich den ein oder anderen faszinieren.

Mediale Aufbereitung von Familienleben

Johnny und Isabel Harris sind verheiratet und beide auf unterschiedliche Art Filmemacher. Während Johnny eher im Nachrichtenbereich bei Vox unterwegs ist, hat Isabel im Hochzeitsfilm-Business begonnen und verfilmt nun ihr Familienleben mit Mann und ihren zwei Kids (wovon das eine autistisch ist). Das mag befremdlich für den ein oder anderen klingen, ist aber authentisch und unterhaltsam aufbereitet. Zu Isabels Background mehr hier

Serien

Komplett serienlos diese Woche. Buch gelesen. 😳

Zum Anschauen

Einmal für Hundeliebhaber, dieser pfeilschnelle Köter.

Und noch über ein Picknick. Nicht über ein übliches Picknick, sondern ein sportliches Picknick. Mit einer Aussicht.